Usability-Test-Methoden im Überblick

Das Ergebnis von Usability-Testing ist eine optimierte User Experience (UX). Doch wie lässt sich die Usability einer Website oder Anwendung testen? Wir zeigen zeitgemäße Methoden im Überblick und teilen unsere Erfahrungen.

Inhalt

  1. Vorteile von Usability-Testing
  2. Moderiert vs. unmoderiert
  3. Gängige Usability-Test-Methoden
  4. Empfohlene Usability-Test-Tools

Vorteile von Usability-Testing

Was ist ein Usability-Test? Darunter versteht man verschiedene Methoden, um die Nutzerfreundlichkeit eines Produkts oder einer Website zu überprüfen. Unser Ziel ist es, UX messbar zu machen und UX zu optimieren. Deshalb setzen wir verschiedene Usability-Test-Methoden ein, die eine Vielzahl von Vorteilen bringen.

  • Größere Nutzerzufriedenheit: Wir bei Moccu wenden Usability-Test-Methoden an, um sicherzustellen, dass Nutzer:innen schnell und effizient an ihr Ziel gelangen.
  • Kosteneffiziente Fehlerbehebung: Durch Usability-Testing lassen sich potenzielle Probleme frühzeitig erkennen und lösen. Darüber hinaus verringert gute Usability die Customer-Service-Anfragen und spart damit verbundene Ressourcen und Kosten ein.
  • Geringere Entwicklungskosten: Die verschiedenen Usability-Test-Methoden schaffen eine fundierte Entscheidungsbasis für die Priorisierung von Features.
  • Höhere Conversion Rate: Durch eine gute Usability werden Besucher:innen zu Kund:innen. UX-Test-Methoden helfen dabei, Hindernisse zu erkennen und zu beseitigen, die die Nutzerführung beeinträchtigen können.
  • Engere Markenbindung: Nutzer:innen verbinden durch verbesserte UX positive Erlebnisse mit der Marke und bauen stärkeres Vertrauen auf. Sie werden in einen sogenannten Loyalty Loop geführt.

"To design the best UX, pay attention to what users do, not what they say. [...] Users do not know what they want."

Jakob Nielsen, Principle Nielsen Norman Group

Moderiert vs. unmoderiert: Vor- & Nachteile

Ob Usability-Test-Methoden moderiert oder unmoderiert durchgeführt werden, hängt von den definierten Test-Zielen ab. Doch welche Vor- und Nachteile ergeben sich bei moderierten und unmoderierten Usability-Tests?

Moderierte Usability-Tests

Am besten geeignet für: Alle Arten von Prototypen. Bei Usability-Testing mit Moderation kann das Produkt auch noch ein Wireframe oder unveröffentlicht sein. Für den Testverlauf ist es unproblematisch, da die Teilnehmer:innen durch den Test geführt werden.


Vorteile

  • Führung durch Moderator:in
  • Anpassung des Testverlaufs möglich
  • Nachfragen während der Durchführung möglich

Nachteile

  • Terminvereinbarung mit Zielgruppe oft aufwendiger
  • Unechtes Verhalten durch Szenario-Simulation und Moderator:in
  • Kurzfristige Absagen möglich

Unmoderierte Usability-Tests

Am besten geeignet für: Prototypen in einer gestellten Umgebung oder fertige Websites. Bei Klickdummys oder nicht funktionalen Prototypen müsste ein:e Moderator:in helfen, wenn ein:e Proband:in Probleme im User-Flow hat. Deshalb lohnt es sich, unmoderierte Usability-Tests durchzuführen, je vollständiger das Produkt ist, um realitätsnahe Reaktionen zu bekommen.


Vorteile

  • Unvoreingenommene Reaktionen ohne Moderator:in
  • In der Regel kostengünstiger
  • Hohe Teilnehmer:innenzahl in kurzer Zeit möglich

Nachteile

  • Instruktionen können übersehen werden
  • Schwierigkeiten bei der Auswertung, weil möglicherweise nicht alles nachvollziehbar ist
  • Keine Sicherstellung von geeigneter ruhiger Testumgebung

Unsere gängigsten Usability-Test-Methoden und Beispiele

Im Folgenden zeigen wir unsere erfolgreichsten Usability-Test-Methoden im Überblick. Nahezu alle Methoden können sowohl moderiert als auch unmoderiert durchgeführt werden.

Remote-Usability-Test

Diese Usability-Test-Methode gibt Teilnehmer:innen eine bestimmte Aufgabe, wie zum Beispiel ein bestimmtes Formular auszufüllen. Dies wird oft in Wireframes oder Klickdummys durchgeführt. Durch lautes Denken können die Teilnehmer:innen Schwachstellen in der Benutzerfreundlichkeit aufdecken, aus denen sich wiederum Verbesserungsvorschläge generieren lassen.

Die User beantworten Fragen zum Screen, ohne Moderationsanleitung. Ihr Feedback wird aufgezeichnet.

Unmoderierter Remote-Usability-Test für „Ich beim Arzt“

Kunde: Pfizer

Aufgabe: Eine benutzerfreundliche Website für „Ich beim Arzt“ schaffen, auf der sich Patient:innen verstanden fühlen und schnell alle relevanten Informationen finden, die sie erfolgreich auf einen Arztbesuch vorbereiten.

Ablauf: Den Teilnehmer:innen wurde zunächst ein Kontext vorgegeben. Sie haben gerade eine neue ärztliche Diagnose bekommen, doch die Kommunikation während des Arztbesuchs war schwierig und sie haben sich unverstanden gefühlt. Mithilfe von “Ich beim Arzt” sollten sich die Teilnehmer:innen auf den nächsten Arztbesuch vorbereiten, um in dem Termin alle Unsicherheiten zu klären und die Praxis mit einem guten Gefühl zu verlassen. Dabei sollten sie ihre Gedanken laut äußern. Der Test wurde aufgezeichnet und im Nachhinein ausgewertet.

Herausforderungen: Wir hätten bei einigen Aussagen gerne nachgefragt und mehr erfahren. Einige Proband:innen haben außerdem Anweisungen überlesen oder während des Remote-Usability-Tests vergessen, laut zu denken. Zudem haben nicht alle Proband:innen den Test in einer ruhigen Umgebung durchgeführt. Nicht qualifizierte Aufnahmen haben wir deshalb ausgeschlossen und erneut getestet, sodass uns am Ende ausreichend viele qualifizierte Aufnahmen des Remote-Usability-Tests zur Analyse vorlagen.

Ergebnis: Nach dem Verschriftlichen der Aussagen aus den Aufnahmen erfolgte die Auswertung als Rainbow-Spreadsheet. In solch einer Tabelle werden die Ergebnisse pro Teilnehmer:in farblich dargestellt und lassen sich so einfach zuordnen. Das Usability-Testing lieferte uns viele hilfreiche Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Webseite.

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Clickmaps & Heatmaps

Eye-Tracking gibt UX-Teams wertvolle Informationen über die Blickbewegungen der Nutzer:innen. Wegen hoher Kosten und technischer Herausforderungen wird Eye-Tracking heutzutage allerdings kaum noch durchgeführt. Erheblich praktikabler und ähnlich aufschlussreich ist Mouse-Tracking, das die Mausbewegungen aufzeichnet und in Clickmaps sowie Heatmaps darstellt.

Die visuelle Analyse anhand von Farbverläufen zeigt, wie User klicken oder scrollen.

Mouse-Tracking bei Hama mit Mouseflow

Kunde: Hama

Aufgabe: Optimierung der Content-Performance sowie Analyse des Nutzerverhaltens zur Verbesserung der User Experience und Optimierung der Conversion-Rates

Ablauf: Nachdem unser SEO-Team gut und schlecht performenden Content identifiziert hatte, betrachtete unser UX-Team diese Artikel genauer in Mouseflow. Die aufgezeichneten Mausbewegungen geben das Nutzerverhalten wieder, unter anderem die Scrolltiefe bestimmter Bereiche. Anhand der Heatmaps können wir sehen, welchen Bereichen die Nutzer:innen die meiste Aufmerksamkeit schenken und wo Klicks stattfinden.

Herausforderungen: Da Heatmaps nur das reine Klickverhalten im sichtbaren Bereich abbilden und keine Kontextinformationen liefern, müssen die ermittelten Daten mit weiteren Methoden verifiziert werden. Nur dadurch lassen sich qualitative Daten wie Feedback, Motivation oder Emotion der Nutzer:innen ableiten. Die korrekte Interpretation der Heatmap-Daten ist essentiell, um daraus die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Eine weitere Herausforderung betrifft die Quantität, denn in die Heatmaps fließen nur Interaktionen von Nutzer:innen ein, die Cookies akzeptiert haben.

Ergebnis: Nutzer:innen klicken das Titelbild des Artikels an, wenn sie darauf das Produkt aus dem Video erkennen. Allerdings ist das Titelbild nicht klickbar. Deshalb scrollen die Nutzer:innen entweder weiter - aber nicht bis zum Produktgrid am Seitenende - oder aber sie verlassen den Artikel, um das Produkt über das Menü zu finden. Unsere Empfehlung in diesem Fall: Das Produkt direkt am Seitenanfang platzieren, damit die Nutzer:innen schneller und einfacher an ihr Ziel gelangen.

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A/B-Test & multivariate Tests

Im Rahmen eines A/B-Tests werden zwei, bei multivariaten Tests mehrere Varianten eines Elements auf einer Seite oder innerhalb einer Funktion miteinander verglichen. Die Teilnehmer:innen bekommen jeweils nur eine Variante zu sehen. Anschließend werden die Reaktionen verglichen. Es wird analysiert, welche der beiden Varianten signifikant bessere Ergebnisse erzielt, beispielsweise die höhere Klickrate oder eine höhere Conversion-Rate.

A/B- und Multivariate-Tests unterscheiden sich in der Größe der Variablen bei letzterem.

Heuristische Evaluation

Diese Analyse wird von Expert:innen durchgeführt. Sie analysieren die Benutzeroberfläche anhand von branchendefinierten Usability-Heuristiken. Dabei werden Usability-Probleme identifiziert und bewertet, inwiefern das Design die Benutzerfreundlichkeit beeinflusst. Die Methode ermöglicht es, schnell Schwachstellen zu identifizieren.

Die 10 Heuristiken nach Nielsen von 1994 werden modern interpretiert in der ISO-Norm 9241-110.

Weitere nutzerorientierte Methoden

Die folgenden Methoden dienen nicht primär der Usability, tragen mit ihren Ergebnissen aber regelmäßig zu einer Verbesserung im UX-Bereich bei.

Design Survey

Im Rahmen von Design Surveys, wie dem 5-Sekunden-Test, Preference Test oder Closed Word Choice, wird Feedback zu Funktionen und visuellen Designrichtungen gesammelt. Mehrere Methoden lassen sich einfach in einem Design Survey kombinieren, sodass Designer:innen aus den Ergebnissen lernen, worauf Nutzer:innen intuitiv zuerst aufmerksam werden. Zudem kann kurzes Feedback zur Ästhetik eines Produkts abgefragt werden.

Card Sorting

Bei dieser Methode sortieren die Teilnehmer:innen Inhalte oder Begriffe auf Karten, um die Informationsstruktur einer Website oder Anwendung zu entwickeln oder zu verbessern. Durch diese Übung werden nutzerzentrierte Hierarchien und Gruppierungen identifiziert, um eine intuitive Navigation und benutzerfreundliche Informationsarchitektur zu gewährleisten.

Tree-Testing

Tree-Testing läuft textbasiert ab. Ohne grafische Elemente lösen Teilnehmer:innen bestimmte Aufgaben, zum Beispiel das Aufrufen einer bestimmten Kategorie. Anhand des Erfolgs und der notwendigen Zeit zur Erfüllung der Aufgaben werden einerseits die Informationsarchitektur bewertet und andererseits Navigationsprobleme frühzeitig identifiziert und behoben.

Das Fundament: Die Informationsarchitektur

Unter Berücksichtigung von SEO- und UX-Aspekten legen wir großen Wert auf Semantik, wenn wir eine Website-Struktur planen. Darum ist eine semantische Informationsarchitektur so wichtig.

Mehr zur Informationsarchitektur

Tool-Empfehlungen

Wo findet man Usability-Tester:innen und welche Usability-Test-Tools nutzen wir bei Moccu regelmäßig für UX-Tests? Das sind unsere gängigen Tools.

Recruitment mit Testing Time

Via Testing Time lassen sich schnell und einfach Usability-Tester:innen rekrutieren und unter anderem nach demografischen Merkmalen auswählen. Wir bei Moccu nutzen Testing Time regelmäßig, um Teilnehmer:innen für unser Usability-Testing zu finden.

Usability Test mit Lookback

Mit Lookback schauen wir bei Moccu unseren Usability-Test-Teilnehmer:innen über die Schulter. Anhand der Video-Sessions finden wir im Team schnell Lösungsansätze, um die Usability von Websites und Anwendungen weiter zu optimieren.

Heatmaps: Mouseflow, Hotjar, Clarity

Tools wie Hotjar, Clarity und Mouseflow helfen uns dabei, das Nutzerverhalten anhand von Mausbewegungen, Klicks, Formularanalysen und weiteren Daten zu analysieren. So bekommen wir bei Moccu schnell einen umfassenden Einblick und können die Usability nutzerorientiert optimieren.

Chat-GPT/AI

Mit KI-Helfern wie ChatGPT erstellen wir im Sparring unter anderem Fragestellungen für Testleitfäden, lassen Transkripte zusammenfassen sowie die wichtigsten Erkenntnisse aus einem Usability-Test formulieren.

Wichtige Fragen und Antworten

Möchten Sie mehr wissen? Dann nehmen Sie gern Kontakt auf.

Stephanie Wölke UX Design Lead

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