Emotional Design: Nutzergefühle positiv beeinflussen

Wenn Nutzer positive Emotionen mit einem Produkt, einer Dienstleistung oder einer Marke verbinden, werden sie oft zu treuen Kunden. Dieses Konzept heißt Emotional Design – wir zeigen, was dahintersteckt.

07.11.2024 7 min Lesezeit
Von: Kathrin Köhler Experience Design Director (UI)

Inhalt

  1. In aller Kürze
  2. Was ist Emotional Design?
  3. Warum Emotional Design unverzichtbar ist
  4. Emotional Webdesign in der Praxis
  5. Don Norman: Ebenen der Wahrnehmung

In aller Kürze: Emotional Design

  • Visuelle Gestaltung, die auf subtiler Ebene Emotionen auslösen soll
  • Verbindet Nutzer tief mit Produkten und Dienstleistungen
  • Setzt gezielt Designelemente wie Farben, Formen, Bewegung, Visuals und Sound für emotionale Wirkung ein
  • Ziel: Positive Emotionen hervorrufen, negative minimieren
  • Stärkt Kundenbindung, fördert Markenloyalität und verbessert Nutzererfahrung
  • Steigert Conversion-Rate durch höhere Kundenzufriedenheit

Mit Emotional Design im Gedächtnis deiner Kunden bleiben

Hast du dich schon mal gefragt, warum bestimmte Designs dauerhaft im Gedächtnis bleiben, während andere schnell in Vergessenheit geraten? Das Geheimnis dahinter lautet Emotional Design. Dabei geht es nicht nur um eine visuelle Ästhetik, sondern vor allem darum, wie du durch gezielte Gestaltung nicht nur die Aufmerksamkeit deiner Kunden gewinnst, sondern sie auch langfristig emotional an deine Marke bindest und dir so einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschaffst.

Die 3 Level von Emotional Design und ihre Wirkung auf Nutzer; Quelle: Don Norman

Was ist Emotional Design?

Emotional Design bedeutet, Produkte, Websites oder Dienstleistungen so zu gestalten, dass sie bei den Nutzern gezielt positive Emotionen hervorrufen. Statt nur funktionale Anforderungen zu erfüllen, sollte dein Produkt oder dein Service über die subtile Wahrnehmungsebene positive Gefühle wie Freude oder Vertrauen auslösen – so weckst du bei deinen Kunden den Wunsch, immer wieder zurückzukommen und sich mit deinem Produkt auseinanderzusetzen.

Warum Emotional Design für deine Marke unverzichtbar ist

Emotional Design kann in einem Marktumfeld, in dem sich die Angebote immer ähnlicher werden, den Unterschied ausmachen, um deinen Wettbewerbern einen Schritt voraus zu sein. Es sorgt dafür, dass deine Marke nicht nur gesehen, sondern auch bevorzugt wird. Mit der richtigen emotionalen Gestaltung sicherst du dir wertvolle strategische Vorteile:

1. Stärkere Markenbindung
Wenn Nutzer positive Assoziationen mit deiner Marke haben, sind sie eher geneigt, loyal zu bleiben und das Produkt weiterzuempfehlen.

2.Verbesserte User Experience
Emotional Design verbessert die gesamte Nutzererfahrung, indem es positive Gefühle wie Freude, Zufriedenheit, Nostalgie, Identifikation oder Vertrauen hervoruft. Dadurch steigt die Kundenzufriedenheit, was sich wiederum auf die Conversion-Rate auswirkt.

3. Erhöhte Wiedererkennbarkeit
Produkte mit Emotional Design heben sich häufig durch ihr einzigartiges Aussehen und eine besondere Ausstrahlung von anderen ab. Das stärkt deine Marke und macht sie unverwechselbar.

4. Steigerung der Wertschätzung
Gut umgesetztes Emotional Design kann dafür sorgen, dass Nutzer ein höheres Maß an Wertschätzung für ein Produkt oder eine Marke empfinden. Das Ergebnis? Eine erhöhte Preisakzeptanz und ein gesteigertes Empfinden für den Wert deines Angebots.

5. Einfluss auf das Verhalten
Mit Emotional Design kannst du das Verhalten deiner Nutzer positiv beeinflussen, zum Beispiel durch Anziehungskraft, Spaß oder die Erfüllung emotionaler Bedürfnisse.

Das Ergebnis ist eindeutig: Durch Emotional Design konvertieren die Nutzer zu treuen Kunden, kehren wieder und empfehlen die Produkte weiter.

Emotional Webdesign in der Praxis: Wie du deine Marke unverwechselbar machst

Beispiel, wie kulturell geprägte Farbsymbolik die Markenwahrnehmung beeinflusst. Quelle: Interaction Design Foundation

Bei Moccu wenden wir Emotional Design vor allem im Webdesign an, um unseren Kunden zu helfen, in den Köpfen und Herzen ihrer Zielgruppen präsent zu bleiben. Beim Emotional Webdesign spielt die subtile Wahrnehmung eine wichtige Rolle. Sie betrifft oft die unterschwelligen oder nicht sofort erkennbaren Elemente, die die Nutzer auf unterbewusster Ebene ansprechen. Hier sind einige bewährte Methoden, mit denen wir emotionale Bindungen aufbauen:

  • Interessante Details: Kleine, gut durchdachte Details in Design und Interaktion können eine große Wirkung auf die emotionale Reaktion haben.
  • Atmosphäre schaffen: Nutze Farbsymbolik und -Stimmung, sowie Beleuchtung, Sound und andere sensorische Elemente, um eine bestimmte Wirkung zu erzeugen, die deine Markenbotschaft unterstützt.
  • Mikrointeraktionen einsetzen: Feine Animationen, Übergänge und Interaktionen können subtile Hinweise geben und eine angenehme Nutzererfahrung schaffen.
  • Konsistenz sicherstellen: Eine konsistente Designsprache und -erfahrung vermittelt Vertrauen und Sicherheit, was wiederum positive Emotionen hervorrufen kann.
  • Empathie zeigen: Verstehe die Bedürfnisse und Wünsche deiner Nutzer. Durch gezielte Research und Testing kannst du Designs entwickeln, die wirklich auf die emotionalen Bedürfnisse deiner Zielgruppe eingehen.
  • Authentizität wahren: Emotional Design sollte echt und authentisch sein, um glaubwürdig zu wirken und im logischen Zusammenhang mit der Marke und ihren Werten stehen.

Grundsätzlich gilt: Emotional Design sollte den Kontext der Nutzung berücksichtigen, um die emotionalen Bedürfnisse der Nutzer in verschiedenen Situationen zu erfüllen und im richtigen Moment anzusprechen.

Die Kunst liegt darin, Emotionen genau dort zu wecken, wo sie den größten Effekt haben: auf Seiten, die den ersten Eindruck prägen und Besucher in eine markenkonforme Welt abholen sollen. Dazu gehören insbesondere die Startseite sowie Kollektions- oder Kampagnenseiten, die die Marke erlebbar machen.

In Prozessen, die für den Nutzer möglichst reibungslos und ohne Ablenkung ablaufen sollen – wie etwa beim Check-out oder bei der Eingabe sensibler Daten – kann dagegen jede unnötige Emotion den Nutzer aus seiner Konzentration reißen und den Prozess stören.

Zusammenfassend hat eine effektive, emotionale Designstrategie drei Aspekte:

  1. Sie schafft etwas Einzigartiges, das von den Nutzern unterbewusst wahrgenommen wird und eine positive Resonanz hervorruft.
  2. Sie verwendet diesen Stil konsequent, bis er zu einem Gesamtwerk wird und somit die Marke als eine konsistente Identität beziehungsweise Persönlichkeit erfassbar wird.
  3. Sie wird mit der richtigen Zielsetzung im richtigen Kontext eingesetzt.

Damit hast du nun einen klaren Überblick darüber, wie Emotional Design strategische Vorteile für deine Marke schaffen und nachhaltig zur Umsatzsteigerung beitragen kann. Wenn du noch tiefer in das Thema eintauchen möchtest, folgen jetzt die zentralen Grundlagen, die dir helfen, die Mechanismen hinter emotionalem Design noch besser zu verstehen.

“Alles hat eine Persönlichkeit: Alles sendet ein emotionales Signal. Auch wenn dies nicht einmal die Absicht des Designers war, erschließen sich die Besucher der Website ihre Persönlichkeit und erleben Emotionen, während sie sie nutzen.“

Quote Don Norman

Don Norman: Ebenen der Wahrnehmung

Don Norman, ein Pionier im Bereich Design und Usability, hat gezeigt, dass Emotionen auf drei Ebenen wirken:

Viszeral:
Der erste Eindruck zählt. Wie ansprechend und einladend eine Website wirkt, entscheidet oft in Sekundenbruchteilen darüber, ob der Nutzer bleibt oder geht. Ein klares, attraktives Design kann hier entscheidend sein. Beispielsweise deutet eine übersichtliche Benutzeroberfläche auf Nutzerfreundlichkeit hin.

Verhaltensbezogen:
Die Verhaltensebene des Emotional Design befasst sich mit der Funktionalität und Nutzerfreundlichkeit eines Designs. Wenn ein Produkt einfach zu bedienen ist und ein reibungsloses Erlebnis bietet, fühlen sich Nutzer kompetent. Sie bewerten dabei unbewusst, wie ein Design ihnen dabei hilft, ihre Ziele zu erreichen, und wie einfach es zu bedienen ist. Um bei ihnen eine positive Emotion hervorzurufen, sollten Nutzer überzeugt sein, dass sie die volle Kontrolle über die Steuerung des Produktes haben.

Reflektierend:
Hier geht es um die Bedeutung, die ein Produkt für den Nutzer hat. Wenn eine Marke Werte vermittelt, mit denen sich Nutzer identifizieren, stärkt das die emotionale Bindung und lässt sie durch die Anwendung des Produktes eine Form der Aufwertung erleben.

Zusammenspiel der 3 Level von Emotional Design; Quelle: Don Norman

Erst funktional, dann emotional: Emotional Design nach Aarron Walter

Aarron Walter beschreibt in seinem Buch „Designing for Emotion“, wie Emotional Design auf der Maslowschen Bedürfnishierarchie aufbaut: Ein Produkt muss zuerst funktional und zuverlässig sein, bevor es durch emotionales Design eine Begeisterung bei den Nutzern hervorrufen kann. Es müssen daher erst die Grundlagen stimmen, bevor Emotionen effektiv zum Einsatz kommen können.

Emotional Design bildet daher das abschließende Element, das einem funktionalen, zuverlässigen und nutzerfreundlichen Produkt dazu verhilft, sich von allen anderen Wettbewerbern abzuheben und eine starke emotionale Verbindung zu den Nutzern aufzubauen.

Maslowsche Bedürfnishierarchie als Grundlage von Emotional Design; Quelle: Aaron Walter

Was wirklich wichtig ist

Menschen lieben Ecken und Kanten, sie wollen überrascht und wachgerüttelt werden. Zu viele starre Vorgaben und Seitentypen nach Schema F erzielen im schlechtesten Fall genau das Gegenteil. Wenn ein Design nicht einzigartig und auf die Marke, ihre Werte und ihre Zielgruppen-Trends eingeht, überzeugt auch die sauberste Richtlinien-Umsetzung schlichtweg nicht.

Kreativität und Individualität sind ausschlaggebend und unterscheiden ein exzellentes von einem fachlich richtigen Design. Dies wird auch noch lange Zeit ein merklicher Vorsprung von menschlichen Interface-Designern gegenüber KI-gesteuerten Design-Lösungen sein.

Wichtige Entscheidungen sollte daher ein erfahrener Designer aus Fleisch und Blut treffen, zwar durchaus mithilfe von KI-Tools, aber auch mit der Expertise, dass keine repetitiven KI-Ergebnisse entwickelt werden, die sich nicht vom Wettbewerb abheben. Diese würden, im Vergleich zu individuellen Designs, die speziell auf die Marke und ihre Zielgruppen zugeschnitten sind und mutige Interpretationen liefern, zu Recht verlieren.

Ähnliches lässt sich bereits bei Template-Lösungen beobachten, die zwar für schnelle Lösungen am Markt sorgen, aber austauschbar und vorhersehbar sind und eins eben nicht haben: einen großen emotionalen, verbindenden Effekt auf die Nutzer.

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Kathrin Köhler Experience Design Director (UI)

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Kathrin Köhler Experience Design Director (UI)

Kathrin Köhler ist seit 2018 bei Moccu und derzeit Experience Design Director. Ihr Schwerpunkt liegt auf User Interfaces, Design Systems sowie strategischer Kundenberatung, um optimale Designlösungen und nachhaltige digitale Erlebnisse zu schaffen.

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